Der Kalender 2022

 

Format 40 x 30 cm

 

Preis 20.- € bei Abholung, bei Zusendung zuzüglich 5.- € für Verpackung und Porto.

 

Bestellungen telefonisch unter 0228 465 265

oder per Mail an wolfgang.hunecke@t-online.de

 

Der Kalender 2022 dient gleichzeitig auch als Katalog zu der Ausstellung in der Trinitatis-Kirche in Bonn vom 19.9. bis zum 12.11.. 

(Siehe gesonderte Einladungen unter Aktuell)

 

 

Zur Werkreihe figurativer Malerei von Wolfgang Hunecke

 

 

Das Bild des Menschen ist einer der Schwerpunkte im Werk des Bonner Künstlers Wolfgang Hunecke, dem er sich sowohl in Malerei und Zeichnung als auch in seinen Skulpturen und Grafiken mit großer Hingabe widmet. Er entscheidet sich dabei oft für eine abstrahierte Darstellungsweise. Für diese er hat eine unverwechselbare eigene künstlerische Sprache entwickelt, die sich manchmal bis an die Schwelle zur Abstraktion bewegt.

 

Den Betrachter mag es überraschen, dass der abstrahierten figurativen Malerei Wolfgang Huneckes in der Anfangsphase zumeist die Zeichnung eines wirklichen Modells in Form einer realitätsgetreuen Umrisszeichnung zugrunde liegt. Ein weibliches auf dem Bildträger liegendes Aktmodell wird in wechselnden Haltungen mit dem Zeichenstift umfahren, die konkrete Erscheinungswirklichkeit also im Ausschnitt oder in Lebensgröße festgehalten. Diese sozusagen authentischen, sich teilweise überschneidenden Umrissporträts in natürlichen Körperhaltungen dienen als Ausgangsbasis für die weitere freiere künstlerische Gestaltung. Manchmal bleiben am Ende nur noch vereinzelte gegenständliche Zeichen übrig.

 

Auf den ersten Blick sehen wir z.B. Figurenpaare oder -gruppen, die sich vor flächigen, räumlich undifferenzierten farbigen Hintergründen bewegen. Sie scheinen miteinander zu sprechen, zu gestikulieren, sich zu umarmen, zu tanzen oder manchmal auch miteinander zu ringen. Auf den zweiten Blick und mit dem Wissen, dass die zugrunde liegenden Zeichnungen ein Modell in mehreren gleichberechtigten Ansichten festhielten, erkennt man, dass Letzteres auch in der späteren Malerei zum Ausdruck gebracht wird: Die Paare oder Gruppen sind so raffiniert ineinander verwoben und farblich gestaltet, dass trotz manchmal verstärkter Konturierung und starker farbiger Kontraste die Kontinuität der einzelnen Figuren nicht immer eindeutig zu entziffern ist. Zum Teil besitzen die sich überschneidenden Figuren gemeinsame Körperpartien und ihre räumliche Anordnung ist nicht eindeutig. Darüber hinaus sind sie zudem oft in viele einzelne farbige Flächen und Formen „zerlegt“, so dass es dem Betrachter schwerfällt, das Dargestellte mit seinen gewohnten Seherfahrungen zu erfassen und zu ordnen. Wo er innerhalb der zum Teil scharfen Umrisslinien eine gewohnte Detailausarbeitung der Figuren und eine klare Anordnung ihrer Körper im Raum erwartet, trifft er oft auf gegenstandsfremde Farbflächen. Unter diesen erkennt er zwar einzelne Körperteile wie z.B. Arme und Hände wieder, sie können aber in ihrer Zuordnung mehrdeutig sein.

 

Die in der ersten Entstehungsphase festgehaltenen verschiedenen Ansichten des Modells auf einer Leinwand werden auch in der künstlerischen Bearbeitung als gleichwertige Ansichten behandelt. Dabei werden die figürlichen „Schnittmengen“ vom Künstler bewusst mehrdeutig gestaltet. Die Mehrdeutigkeit der dargestellten figürlichen Zusammenhänge ist Ausdruck der „simultanen Mehransichtigkeit“ und stellt neue Anforderungen an die ästhetische Wahrnehmung des Betrachters.

 

Bei der Bearbeitung des immer ähnlichen Ausgangsmaterials gelangt Wolfgang Hunecke zu sehr unterschiedlichen und immer neuen Lösungen: Expressive Gemälde von leuchtender, kontrastreicher Farbigkeit mit z.T. kraftvoller, gestischer Pinselführung stehen etwa neben solchen mit eher flächiger Malweise und reduzierter, verhaltener Farbigkeit. Figuren werden in große Partien oder kleine Flächen farblich zerlegt, Konturen werden hervorgehoben oder übermalt und aufgelöst oder nach Übermalung wieder als skizzenhafte Zeichnung auf die Malerei gesetzt. Das figürliche Motiv bleibt deutlich erkennbar oder es tritt so völlig in den Hintergrund, dass man zunächst ein abstraktes Bild vor sich zu haben glaubt, bis man Spuren davon entdeckt.

 

Für seinen Jahreskalender 2022 hat Wolfgang Hunecke eine repräsentative Auswahl an neueren Arbeiten aus seiner vielseitigen und stetig wachsenden Werkreihe zu figurativer Malerei zusammengestellt, die uns einen hervorragenden Eindruck vom unerschöpflichen Reichtum an schöpferischen Bildfindungen des Künstlers in seiner Auseinandersetzung mit dem Thema der menschlichen Figur vermittelt.

 

 

Nicole Buchmann M.A., Kunsthistorikerin